Die Grundstufe ist die Eingangsstufe der Kirnbachschule. Unsere Schülerinnen und Schüler, die meist aus heilpädagogischen oder inklusiven Kindergärten und Tageseinrichtungen zu uns kommen, werden in diesem Rahmen an das System Schule mit all seinen Facetten herangeführt.
Die Schülerinnen und Schüler sind in der Regel vier Schuljahre in der Grundstufe. Ein Verlängerungsjahr ist im Bedarfsfall möglich. Die Altersspanne liegt demzufolge bei 6 bis 11 Jahren.
Um den Schülerinnen und Schülern mit ihren je unterschiedlichen Möglichkeiten gerecht werden zu können, sind die altersgemischten Klassen auf 4 bis 7 Schülerinnen und Schüler beschränkt. Es wird angestrebt, nach dem Klassenlehrerprinzip möglichst große Kontinuität zu gewährleisten und ständige Wechsel der Bezugspersonen zu vermeiden. Teams von zwei bis vier LehrerInnen betreuen jeweils eine Klasse. Unterstützt werden diese von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder im Bundesfreiwilligendienst (Bfd).
Eine wichtige Aufgabe der Grundstufe ist das Heranführen der Schülerinnen und Schüler an den Lern- und Lebensraum Schule, um die Grundlage für eine erfüllte und gewinnbringende Schulzeit zu legen. Die Schülerinnen und Schüler lernen hier den Schulalltag zu bewältigen, der an drei Tagen der Woche acht und an zwei Tagen fünf Schulstunden umfasst.
Die Zusammenarbeit mit Eltern hat für uns einen hohen Stellenwert. Es finden Elternabende, Elterngespräche und, so gewünscht, auch Hausbesuche statt. Einen regelmäßigen Austausch gibt es über Mitteilungshefte oder Telefonate. Auch mit behandelnden Therapeuten stehen wir bei Bedarf im Kontakt.
Für Eltern, die bei der Schulwahl für ihr Kind noch unsicher sind, gibt es die Möglichkeit, das Kind zu einem Orientierungsjahr anzumelden. Das neue Kind wird zunächst für ein Jahr aufgenommen. In dieser Zeit erfolgt eine differenzierte Diagnostik und eine umfangreiche Rückmeldung an die Eltern sowie eine klare Empfehlung mit Begründung zur zukünftigen Beschulung des Kindes. Auf Basis dieser Beobachtungen wird gemeinsam mit Lehrern, Schulleitung und Eltern der zukünftige Förderort des Kindes festgelegt.
Prinzipien
In der Grundstufe der Kirnbachschule werden den Schülerinnen und Schüler vielfältige Wege zu schulischen Inhalten angeboten. Wesentliche Prinzipien sind dabei die Ganzheitlichkeit, das Lernen mit allen Sinnen und die Handlungsorientierung.
Grundlage hierfür ist für uns, den Schülerinnen und Schülern in einer Atmosphäre der Ruhe und des Zeitlassens eine klare, verlässliche Alltagsstruktur zu bieten, die Sicherheit, Orientierung und Vertrauen ermöglicht. Dazu gehört die Ritualisierung von Unterricht und Tagesablauf ebenso wie die Vorbereitung und Begleitung von Übergängen, wie z.B. vom Kindergarten in die Schule, von der Grund- in die Hauptstufe oder auch von und zu anderen Schulen. Feste und Feiern wie Einschulungs- und Übergangsfeiern, jahreszeitliche Feste oder Feiern mit der gesamten Schulgemeinschaft gehören ebenfalls zu unserem Schulleben.
Um Verstehen und Kommunikation möglich zu machen, werden verschiedene Kommunikationskanäle genutzt. Beispielsweise werden sprachliche Äußerungen wenn möglich mit Gesten und Symbolen ergänzt. Neben Bildern und Symbolen kommen bei Bedarf auch elektronische Kommunikationshilfen zum Einsatz. Eine solche Anreicherung von Interaktionsprozessen wird als Unterstützte Kommunikation bezeichnet.
Grundlage für unser Unterrichtsangebot ist der Bildungsplan der Schule für Geistigbehinderte (2009) mit seinen Bildungs- und Lernbereichen sowie die individuellen Lernvoraussetzungen und die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Der Unterricht umschließt sowohl Fächer wie Deutsch und Mathematik als auch musisch-ästhetische Fächer und Sachunterricht. Im Sach- oder auch Themenunterricht bieten übergreifende, meist sachkundliche Themen über einen längeren Zeitraum vielfältige Lernmöglichkeiten.
Konkrete Unterrichtsziele, die über den Fachunterricht hinausgehen sind beispielsweise das Erleben von Gemeinschaft und Individualität. Unsere Schülerinnen und Schüler erfahren täglich und in verschiedensten Zusammenhängen Gemeinschaft und erleben sich als einen Teil der Gruppe. Sie lernen Regeln des täglichen Zusammenlebens kennen und danach zu handeln. Die Entwicklung der Individualität und der Aufbau eines Selbstkonzeptes beinhaltet das Erkennen von eigenen Bedürfnissen und Wünschen und die Entwicklung von eigenen Gestaltungs- und Entfaltungsmöglichkeiten. Der Aufbau einer Arbeitshaltung, d.h. beispielsweise die Fähigkeit, eine gestellte Aufgabe möglichst selbständig und zuverlässig zu erfüllen, sowie Ausdauer und Durchhaltevermögen zu entwickeln, stellt ein weiteres wichtiges Unterrichtsziel dar. Auch das Erreichen größtmöglicher Selbständigkeit im Alltag und bei der Selbstversorgung gehört zu unseren Unterrichtszielen.
Eine wichtige Rolle kommt in der Grundstufe dem Spiel und der Bewegung zu. Die Schülerinnen und Schüler bauen ein Spielverhalten auf bzw. erweitern es, lernen miteinander zu spielen und ihre Freizeit im Spiel zu gestalten. Sowohl im Unterrichtsalltag als auch in den Pausen gibt es vielfältige Möglichkeiten, sich zu bewegen. In den Pausen haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mit Fahrzeugen (Dreirad, Roller, im Winter auch Schlitten…) zu fahren oder sich auf dem Spielplatz auszutoben.
Auf dieser Basis können Fächer wie Lesen, Schreiben, Rechnen oder Sachthemen immer stärker in den Vordergrund treten.
Unterricht findet bei uns sowohl im Klassenverband als auch in klassenübergreifenden differenzierten Lerngruppen statt. In Fächern wie z.B. Sport oder Musik wird die gesamte Grundstufe zusammengefasst. Stufenübergreifende Arbeitsgemeinschaften (AG) ergänzen den Unterricht.
Inhalte
Die schulischen Inhalte der Grundstufe sind breiter gefächert als die Inhalte der Grundschule. Wesentlich ist dabei, dass im Gegensatz zu Regel- und Förderschulen die Inhalte explizit an den Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler ansetzen. Das hat zur Folge, dass der Unterricht bei manchen Schülerinnen und Schülern im Bereich der Basalen Förderung beginnt.
Basale Förderung meint, dass einfachste und elementarste Möglichkeiten gesucht werden, um einen Menschen zu erreichen und mit ihm in Kontakt zu treten. Es werden Angebote gemacht, die ermuntern sollen, mit anderen Menschen und der Umwelt in Kontakt zu treten. Demgegenüber sind andere Schülerinnen und Schüler schon zu Beginn ihrer Schulzeit in der Lage, sich mit Mengen und Größen oder dem Erwerb der Schriftsprache auseinanderzusetzen.
In Bezug auf die angebotenen Inhalte sind zwei Aspekte besonders wichtig: Ein wesentlicher Aspekt ist, dass Inhalte eng miteinander verzahnt sind. Beispielsweise wird Bewegungserfahrung nicht nur aus dem Blickwinkel der körperlichen Entwicklung betrachtet, sondern es wird davon ausgegangen, dass Körpererfahrung eine wichtige Voraussetzung für die soziale, emotionale und kognitive Entwicklung ist.
Ein anderer Aspekt ist die erweiterte Sicht auf sogenannte Kulturtechniken wie Rechnen, Lesen und Schreiben. Lesen oder Schreiben meint nach diesem Verständnis nicht nur die Schriftsprache, sondern umfasst auch Lesen lernen von Situationen, von Bildern und Symbolen.
Uns ist es wichtig, den Kindern basale Naturerfahrungen zu vermitteln, wozu sich die Lage unserer Schule direkt am Waldrand gut eignet. Wir verbringen Zeit im Wald und auf unserem Schulhof und beobachten die Natur im Jahreslauf.
Der Kontakt zu Kindern, die Regelschulen besuchen findet bei uns in regelmäßigen Kooperationstreffen mit Klassen einer Tübinger Grundschule statt. Wir verbringen gemeinsam Zeit in der Natur, lernen uns und unsere Schulen gegenseitig kennen, besuchen Werkstätten und andere Veranstaltungen der Grundschule und erleben uns bei gemeinsamen Schullandheimaufenthalten.